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News

2015
BUNBURY

oder Ernst sein ist alles

von Oscar Wilde
Inszenierung: Udo van Ooyen

Premiere: Mittwoch, 28. Oktober 2015
18 Aufführungen 1209 Zuschauer

Pressetext: zsz vom 29.10.2015

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Ensemble

JOHN WORTHING, Friedensrichter   Peter Bäumler
ALGERNON MONCRIEFF, sein Freund   Marcel Zarske 
LADY BRACKNELL   Lilo Rieder   
GWENDOLEN FAIRFAX, ihre Tochter   Miriam Mägli    
CECILY CARDEW, John Worthings Mündel   Paula Hugenschmidt 
MISS PRISM, ihre Gouvernante   Annegret Trachsel  
DR. CHASUBLE, Pfarrer in Woolton   Peter Müller
MERRIMAN, Butler von Mr. Worthing    Jean-Rudolph Stoll

LANE, Diener von Mr. Moncrieff   Jean-Rudolph Stoll   
PIANISTIN   Corina Gieré   

Team

Regie / Bühne    Udo van Ooyen

Kostüme / Maske    Janina Ammon

Bühnenbau    Thomas Trachsel

Bühnentapeziererei   Martina Breuer, Flurina Trachsel

Lichteinrichtung   Roger Stieger

Produktionsleitung   Annegret Trachsel

Presse   Marcel Zarske, Rosmarie Keller

Aufführungsrechte   henschel SCHAUSPIEL,Theaterverlag Berlin GmbH

aus dem Englischen von Marius von Mayenburg

BUNBURY oder Ernst sein ist alles ist ein Meisterstück der Satire.

Diese 'triviale Komödie für seriöse Leute', wie Bunbury auch überschriftet wurde, ist vordergründig eine amüsante Verwechslungsgeschichte, die sich temporeich und höchst unterhaltsam über Verwicklungen zur Schlussauflösung hin bewegt. Doch hinter der scheinbaren Leichtigkeit der witzigen, geistreichen Dialoge steht die gesellschaftskritische Persiflage der viktorianischen Mentalität. Angeprangert werden die übersteigerte Wertschätzung von Rang und Namen und Herkunft. Wilde entlarvt die Oberflächlichkeit und die Unehrlichkeit, die Diskrepanz zwischen Identität und Image.

Obwohl die Kritik des Autors an der viktorianischen Welt sich längst überlebt hat, gibt es den Wunsch nach Ausbrechen aus gesellschaftlichen Normen oder privaten Befangenheiten bis heute, und Oscar Wildes Philosophie des 'Bunburysierens' wird so lange weiterleben, wie es Menschen gibt. Ein 'Bunburyaner' schafft sich eine virtuelle Parallelwelt, die es ihm ermöglicht, den Zwängen des Alltags zu entfliehen, um andernorts seinen Lüsten zu frönen. Erfunden hat diese Lebensart der zweite Ernst des Stückes, Algernon Moncrieff, der sich gesellschaftlichen und häuslichen Pflichten entzieht, um seinen imaginären kranken Freund zu besuchen. Je nach Bedarf von Algernon verschlechtert sich dessen Gesundheitszustand plötzlich. John Worthing, Algernons Freund, hat seinerseits einen Bruder namens Ernst erfunden und immer wieder mal muss er diesem wegen dessen liderlicher Lebensweise aus der Patsche helfen...

Dieses probate Mittel der Verschleierung wirkt jedoch nur so lange, bis beide 'bunburysierten' Welten aufeinander prallen und bis Interessenskonflikte das System ins Wanken bringen. Beide Protagonisten stellen sich ihren Angebeteten mit dem Namen Ernst vor und das Ideal beider Frauen war es stets, jemanden mit dem göttlichen Namen Ernst zu lieben, ein Name, der unbedingtes Vertrauen einflösse. Doch bis Cecily und Gwendolin zu ihren 'Ernsts' unter die Haube kommen, sind einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen und ganze Kaskaden von absurden Wirrnissen zu überwinden.

Das Happy End, mit dem der Autor am Schluss der Gattung Komödie Tribut zollt, ist in seiner haarsträubenden Konstruiertheit schliesslich der Gipfel der Ironie. Doch diese war zeitlebends für Oscar Wilde eine eigentliche Grundeinstellung, sich selbst, dem Leben und vor allem der Gesellschaft, in der er lebte, gegenüber. «Die öffentliche Meinung existiert nur dort, wo es keine Ideen gibt» war eine seiner Maximen. Judith Bollinger


 

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