2011
Nathan der Weise
von Gotthold Ephraim Lessing
Inszenierung: Annegret Trachsel
Premiere: 27.10.2011 / 20 Aufführungen / 1595 Zuschauer
Presse: ZsZ vom 4.11.2011


Produktionsteam
Regie, Bühne Annegret Trachsel
Kostüme, Bühne Ursula Cadotsch
Bühnenbau Thomas Trachsel
Musikeinrichtung Corina Gieré
Lichteinrichtung Martin Brun
Personen und ihre Darsteller
SULTAN SALADIN Jean-Rudolf Stoll
SITTAH, dessen Schwester Lilo Rieder
NATHAN, ein reicher Jude Helmuth Stanisch
RECHA, dessen angenommene Tochter Alice Kern
DAJA, eine Christin, Rechas Gesellschafterin Katja Baumann
TEMPELHERR Peter Bäumler
PATRIARCH von Jerusalem Manfred Reinecke
KLOSTERBRUDER Marcel Zarske
zum Stück:
Nathan kehrt von einer längeren Handelsreise in seine von Sultan Saladin beherrschte Heimatstadt Jerusalem zurück. Kaum angekommen, erfährt er, dass in seinem Haus während seiner Abwesenheit ein Feuer wütete und seine 18jährige Tochter Recha darin fast umgekommen wäre. Nur das beherzte Eingreifen eines jungen Tempelritters (Curd) hat dies verhindern können.
Der zurückgekehrte Nathan will sich erkenntlich zeigen. In einem zunächst distanzierten Gespräch – den Tempelherren belasten seine Vorurteile gegen das Judentum – erkennen die beiden, dass ihnen der Kampf um das Vorrecht, die beste aller Religionen zu haben, zuwider ist und beschließen, Freunde zu sein.
Nathan wird zum Sultan Saladin gerufen. Dieser ist für seine Güte bekannt, kämpft aber ständig mit einer finanziellen Misere, die durch das Ausbleiben der ägyptischen Tribute und seine Freigebigkeit solche Ausmaße angenommen hat, dass seine Schwester Sittah heimlich die meisten seiner Ausgaben bestreitet. Wie könnte man den reichen Nathan dazu bringen, in die Lücke springen?
Nathans Audienz beim Sultan beginnt mit einer Überraschung: das Begehren des Saladins hat nichts mit Geld zu tun.
Er will vielmehr von Nathan erfahren, welche Religion er für die Wahre halte. Nathan wittert eine Falle und antwortet mit der berühmten Ringparabel.
Drei Ringe, von denen Nathan berichtet, erweisen sich als ununterscheidbar. Der kniffligen Frage Saladins ausweichend, legt er damit den Gedanken nahe, dass doch auch jede der drei großen Religionen für jeden Gläubigen die "Echte" sein könne, solange er die Gebote der Sittlichkeit und Nächstenliebe zu befolgen sich bemüht.
Ergriffen ob Nathans Weisheit, bittet Saladin Nathan, der ihm ungefragt seine Gelder zur Verfügung stellt, sein Freund zu werden.
Nach Hause zurückgekehrt, findet Nathan einen in Liebe zu Recha entbrannten Tempelritter vor, reagiert aber distanziert. Das befremdet den Tempelritter.
Als die Erzieherin Daja ihm dann auch noch eröffnet, Recha sei in Wahrheit ein getauftes Christenmädchen, stürmt der Tempelherr außer sich in seiner Enttäuschung ob Nathans vermeintlich selbstsüchtigem Verhalten zum Patriarchen. Diesem legt er die hypothetische Frage vor, was mit einem Juden zu geschehen habe, der ein christlich getauftes Mädchen in seinem Hause aufziehe. „Tod auf dem Scheiterhaufen“ - ist die Antwort des allmächtigen kirchlichen Oberhaupts. Durch eine solche dogmatische Beschränktheit abgeschreckt, findet Curd zu sich selbst zurück und zu Saladin, der ihn zur Besinnung bringt und sich um die Sache kümmern will.
Es stellt sich heraus, dass der rechtschaffene, vom Patriarchen zur näheren Erkundigung ausgesandte Klosterbruder vor Jahren der Reitknecht war, der Nathan das Töchterchen seines Herrn, Nathans Freund Wolf von Filnek, übergeben hatte. Er kann nun Nathan Aufschluss über die Familienverhältnisse seiner Pflegetochter geben und warnt ihn gleichzeitig vor der Anzeige eines Tempelritters. Dieser trifft bald darauf recht zerknirscht ein, und drängt darauf, Recha zu ehelichen. Groß ist seine Enttäuschung, als er von Nathan vernimmt, dass sich ein Bruder Rechas gefunden habe, bei dem er nun um ihre Hand anhalten müsse.
Recha wird zu Sittah, des Sultans Schwester bestellt. Daja fürchtet, Recha soll mit einem Muslim verheiratet werden. Deshalb weiht sie Recha in das Geheimnis ihrer Herkunft ein, was das arme Mädchen zur Verzweiflung bringt, weil sie ihren Vater verloren glaubt. Saladin und Sittah anerbieten sich, die Eltern zu ersetzen, und wollen Recha und Curd miteinander verheiraten.
Da erscheint Nathan mit dem jungen Tempelherrn. Mit Hilfe des ihm vom Klosterbruder überlassenen Büchleins klärt er auf, dass Recha und Curd Geschwister sind, nämlich beide Kinder von Nathans verstorbenem Freund Wolf von Filnek. Überdies stellt sich heraus, dass eben dieser auch der verschollene Bruder Saladins war; so sind schließlich Angehörige dreier Religionen geistig und verwandtschaftlich eng verbunden.